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SaaS oder E-Commerce Unternehmen mit Liquidität einfach steuern

Liquidität – beginne dein Unternehmen anhand der Liquidität zu steuern!

Hi, wir freuen uns, dass Du auf unseren Blog gestoßen bist.

Wie Du eventuell auf unserer Homepage (Link auf Startseite) schon gesehen hast, dreht sich bei uns alles um Liquidität und Cashflows.

Das klingt vermutlich erstmal nicht so spannend. Liquidität – ein sperriges deutsches Wort. Schwer zu vermarkten gegebenenfalls – aber das ist ja unsere Herausforderung 😉.

Aber mal ernsthaft: Hast Du Dich schon einmal mit der Liquidität deines Unternehmens auseinandergesetzt?

Wie würdest Du die Sache angehen?

Lass mich raten, was Du dir in den letzten zwei bis fünf Sekunden gedacht hast: Liquidität ist im Wesentlichen doch mein Kontostand auf der Bank. Bei PayPal liegt ggf. auch noch etwas Geld rum und das ist meine Liquidität.

Damit denkst Du wie fast 90% aller Unternehmer im Bereich Startups, E-Commerce und SaaS.

Und das ist FALSCH.

Sorry, dass ich hier so hart einsteige, aber es ist uns unwahrscheinlich wichtig, dass Du verstehst, dass dieser Ansatz nicht richtig ist.

Wir sind der festen Überzeugung, dass wenn Du verstanden hast, was Liquidität wirklich ist, es Dir extrem einfach fällt dein Unternehmen zu steuern und noch deutlich erfolgreicher zu werden.

Bist Du bereit?

Dann legen wir mal los!

Liquidität – was ist das eigentlich?

Also, was genau ist Liquidität? Wie oben angedeutet steuern die meisten Unternehmer ihre Unternehmen mit dem Kontoauszug und einem Bauchgefühl. Das hat bislang immer so funktioniert und wieso sollte ich hieran etwas ändern?

Ich stimme Dir ja zu, dass man als Freelancer oder Dienstleister mit wenigen, dafür großen Rechnungen damit sogar erfolgreich agieren kann.

Sobald Du aber ein Unternehmen mit vielen Transaktionen (50+ pro Monat) hast, wird es schnell schwierig.

Und hier liegt das große Problem: Diese Unternehmen kommen sehr schnell in Liquiditätsengpässe, weil sie einfach nicht die Liquidität betrachtet haben, sondern nur auf den Kontostand geachtet haben.

Wenn man anfängt sich lehrbuchmäßig mit dem Thema Liquidität zu befassen, stößt man zunächst auf verschiedenen Kennzahlen.

Das sind die Liquidität 1. Grades, die Liquidität 2. Grades und manchmal auch noch Liquidität 3. Grades.

Diese sind als Formeln dargestellt und beziehen ihre Variablen aus der Bilanz. Das bedeutet wiederum, dass Du für dein Unternehmen eine Buchhaltung gemacht haben solltest, aus der dann wiederum die Salden der Bilanz berechnet werden.

In diesem Artikel werde ich jetzt nicht auf das Thema Buchhaltung eingehen, da ich in diesem Artikel ausführlich darauf eingehe.

Du solltest nur wissen, dass die notwendigen Daten aus der Bilanz kommen.

Hier habe ich Dir mal einen Screenshot einer Beispielbilanz eingefügt, damit Du später dem Beispiel gut folgen kannst.

Wenn Du Dir die Bilanz oben anschaust, findest Du im Bereich B.II. Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände die Position Forderungen aus Lieferungen und Leistungen (neuer Artikel).

Diese sind in der Regel als kurzfristig anzusehen und die Laufzeit beträgt in der Regel weniger als ein Jahr. Beträgt die Restlaufzeit der Forderungen mehr als ein Jahr, so sind diese in einem gesonderten Posten zu vermerken (§ 268 Abs. 4 Satz 1 HGB).

Ebenfalls im Bereich B. findest Du im Abschnitt IV. Schecks, Kassenbestand, Guthaben bei Kreditinstituten eine weitere wichtige Variable für die Liquidität.

Wenn wir nun von der Aktiv- auf die Passivseite der Bilanz wechseln finden wir die vorerst letzte benötigte Variable zur Berechnung: C. Verbindlichkeiten.

In diesen inbegriffen sind, analog zu den Forderungen, die Verbindlichkeiten aus Lieferung und Leistung, die ebenfalls mit einem Fälligkeitsdatum kleiner als ein Jahr angenommen werden und somit kurzfristig sind. Auch hier gilt, ist die Restlaufzeit der Verbindlichkeit größer als ein Jahr, so sind diese Posten gesondert zu vermerken (§ 268 Abs. 5 Satz 1 HGB).

Somit hast Du nun die Bilanz gelesen und die, für den ersten Schritt notwendigen Variablen identifiziert.

Berechnung Liquiditätsgrade

Da wir nun alle Variablen haben, können wir direkt in die Berechnung einsteigen. Dazu schau Dir bitte die unten eingefügten Formeln an.

Liquidität 1. Grades

Die Liquidität 1. Grades ist eine sehr einfache Formel. Hier werden die flüssigen Mittel, also alle Geldbestände / Guthaben die in deiner Kasse, verschiedenen Bankkonten, Paypal, Stripe etc. liegen zusammengerechnet. Diese Zahl wird dann durch die kurzfristigen Verbindlichkeiten aus deiner Bilanz (siehe Abschnitt oben) geteilt.

Soweit so einfach. Wenn Du das getan hast, wirst Du eine Zahl i.d.R. zwischen 0 und 2 herausbekommen. Die Frage ist nun, was ist gut und was Bedarf einer Verbesserung?

Ein guter Wert bei der Liquidität 1. Grades liegt zwischen 10% und 20%, sie darf aber auch höher sein. Das bedeutet, dass dein Unternehmen mit den vorhandenen flüssigen Mitteln, meist Kassen- und Bankguthaben, die kurzfristigen Verbindlichkeiten zu diesem Anteil decken und dein Unternehmen somit kurzfristig in der Lage ist Verbindlichkeiten zu erfüllen.

Liquidität 2. Grades

Bei der Liquidität 2. Grades werden im Zähler der Formel die kurzfristigen Forderungen, deren Restlaufzeit kleiner als ein Jahr ist, zu den oben bereits definierten flüssigen Mitteln hinzugefügt.

Die flüssigen Mittel plus der kurzfristigen Forderungen werden dann erneut durch die kurzfristigen Verbindlichkeiten geteilt.

Im Optimalfall decken die flüssigen Mittel zuzüglich der kurzfristigen Forderungen zum mindestens 100%. Es ist aber häufig noch besser, wenn man diese zu 120% deckt.

Das heißt, um wieder zu der Formel zu kommen, dass sich als Ergebnis der Berechnung Ergebnisse zwischen 1 und 1,2 ergeben sollten.

Liquidität 3. Grades

Bei dieser Kennzahl werden zusätzlich noch die Vorräte in den Zähler genommen. Dadurch sollte sich in der Regel dein Ergebnis erneut etwas erhöhen, wenn zusätzliche Vorräte bestehen.

Aber Achtung.

Es ist nicht wirklich gut, wenn die Kennzahl an dieser Stelle explodiert und signifikant größer wird. Vielmehr sollte die Kennzahl sich idealerweise in einem Bereich zwischen 120% und 150% bewegen.

Natürlich sage ich Dir auch wieso.

Wenn dein Unternehmen Vorräte führt und Waren verkauft, dann ist es nicht gut zu viel Ware auf Lager zu haben, da sich diese dann womöglich nicht gut verkaufen lässt und dein Unternehmen Kapital bindet.

Achte daher darauf, dass die Liquidität 3. Grades nicht zu hoch wird.

Was ist die optimale Liquidität für Dich?

So nun komme ich zu meinem Lieblingsteil, denn hier passiert alles wofür wir stehen. Denn unsere Ansicht der Liquidität geht weiter und gibt Dir eine ganz andere, viel einleuchtendere Sicht auf Liquidität.

Sie bedeutet schlussendlich alles, was Du für dein Unternehmen, in jeder Größe benötigst.

Was bedeutet also Liquidität wirklich?

Liquidität sind die Mittel, die Du als Grundlage für fast jede deiner geschäftlichen Entscheidungen zugrunde legen musst.

Hier ein paar Beispiele:

Beispiel 1: Wieviel Geld hast Du tatsächlich zur Verfügung um neue Mitarbeiter*innen einzustellen?

Beispiel 2: Das Unternehmen braucht einen neuen Bagger.

Beispiel 3: Du als Gesellschafter möchtest Dir gerne 10.000€ ausschütten, um private Anschaffungen zu tätigen.

Das sind also nur ein paar Beispiele für unzählige Situationen in denen Entscheidungen getroffen werden müssen.

Selbstverständlich hast Du diese Dinge für Dich emotional schon bewertet und Dir ist klar, dass Du diese Maßnahmen gerne umsetzten möchtest. Dein Bachgefühl hat also schon gesprochen und Du weißt aus dieser Perspektive, dass es richtig ist.

99% schauen jetzt noch zusätzlich auf den Kontostand und schauen, ob das Geld auf dem Konto ist, das benötigt wird.

Checkliste abgehakt. Los geht’s.

Bist Du damit einverstanden?

Ja!?

HALT!!

Wenn Du jetzt innerlich genickt hast und „ja“ gesagt hast, dann bist du leider auch in die Falle getappt.

Du kannst es Dir denken – natürlich ist das nicht die einzige Entscheidungsgrundlage, mit der Du irgendetwas entscheiden solltest.

Wieso fragst Du Dich jetzt. Das mache ich immer so und es hat gut funktioniert.

Ja, Glückwunsch. Du hattest bisher Glück.

Im Ernst, ich kann Dir das an einem Beispiel belegen, also pass auf, hier ist es:

Dein Bankkontostand beträgt als E-Commerce Store aktuell 7.000€. Bei PayPal hast Du aktuell ein Guthaben von 5.000€. Sehr ordentlich. Da Du auch auf Rechnung verkaufst, hast Du Stand heute 6.500€ offene Forderungen aus Lieferung und Leistung.

Schon einmal ganz gut.

Um die Waren, die Du verkaufst, auch transportieren zu können, brauchst Du einen neuen Sprinter. Kostenpunkt für einen gebrauchten Wagen liegt bei 25.000€.

Da Du auch Waren auf Rechnung einkaufst, hast Du aktuell noch Verbindlichkeiten aus Lieferung und Leistung i.H.v. 8.000€

Da Du seit 2 Jahren keinen Urlaub mehr gemacht hast, willst Du Dich und deine Familie endlich belohnen und willst Dir aus den erwarteten überschüssigen Gewinnen eine schöne Ausschüttung i.H.v. 10.000€ gönnen und davon in den Skiurlaub fahren.

Du erwartest einen Gesamtumsatz für das Geschäftsjahr von 250.000€ und einen Jahresüberschuss i.H.v. 30.000€.

Allerdings hast Du bereits Steuervorauszahlungen i.H.v. 5.000€ geleistet dieses Jahr.

Rechnen wir also mal deine absolute Liquidität zusammen:

Kasse & Bank+12.000€Forderungen aus Lieferung und Leistung+6.500€Verbindlichkeiten aus Lieferung und Leistung-8.000€Steuerrückstellung-4.000€Liquidität6.500€

Deine absolute Liquidität stand jetzt beträgt also 5.000€. Das reicht aktuell noch nicht, um dein Ziel mit dem Skiurlaub zu realisieren.

Und das ist leider auch die Wahrheit. Denn schaust Du auf deinen Kontostand und vertraust nur auf dein Bauchgefühl mit den entsprechenden groben Zahlen im Hinterkopf, denkst Du, dass alles in bester Ordnung ist.

Zudem müssen wir jetzt noch die Liquidität in das Verhältnis mit deiner monatlichen Kostenstruktur setzen, um die Zahl einordnen zu können.

Deine monatlichen Kosten

Du hast keine Angestellten und betreibst deinen Shop weitestgehend allein.

Deine monatlichen Kosten sind wie folgt:

Dein Gehalt (brutto)3.000€Deine Miete im Co-Workingspace150€Facebook Ads2.000€Summe Kosten pro Monat5.150€

Setzen wir dieses Ergebnis deines monatlichen „Burns“ also einmal ins Verhältnis zu der oben berechneten Liquidität.

Hierzu teile ich die Liquidität (6.500€) durch die Summe der Kosten pro Monat (5.150€):

Das Ergebnis lautet also: 6.500€ / 5.150€ = rund 1,26.

Eine Interpretation dieser Zahl wäre jetzt ganz hilfreich, oder? Hier ist sie:

Anhand deiner Kostenstruktur, die ja auch mehr oder weniger fix ist, reicht deine Liquidität für 1,26 Monate, ohne einen weiteren Cent Umsatz zu machen. In Tagen ausgedrückt heißt es, dass die Liquidität noch 38 Tage hält, wenn Du keinen neuen Umsatz machst.

Nicht so super viel, wie ich finde.

Was kannst Du also machen, um deine Liquidität zu verbessern?

An dieser Stelle werde ich nicht so sehr ins Detail gehen, weil wir sonst morgen noch an diesem Artikel sitzen.

Es gibt enorm viele Faktoren, um in das Liquiditätsmanagement einzusteigen.

Du wirst es Dir aber schon denken, dass die Variablen, die wir oben definiert haben, einen wesentlichen Faktor spielen.

Also ist es das Ziel die Forderungen durch gezielte Maßnahmen zu reduzieren und in Cash umzuwandeln, sowie die Verbindlichkeiten zwar auch zu reduzieren jedoch auf einen optimalen Abflusszeitpunkt zu achten.

Die übergeordnete Metrik in diesem Zusammenhang ist die Cash Conversion (CCC). Sie beschreibt, wie lange es dauert, bis ein ausgegebener Euro in einen zusätzlich eingenommenen Euro umgewandelt wird.

Bist Du hier mit deinem Unternehmen mit einer möglichst kurzen CCC unterwegs ist dein Unternehmen sehr effizient und gut aufgestellt.

In der Regel ist der Weg dorthin aber ein langer und es müssen viele Schrauben feinjustiert werden, um eine Cash Conversion Maschine aus deinem Unternehmen zu bauen.

Was Du dazu benötigst?

Ganz klar brauchst Du eine valide Datengrundlage. Diese besteht aus einer aktuellen Buchhaltung, im Idealfall alle 2 Wochen aktualisiert. In diese laufen dann auch deine Bankdaten ein.

Damit die recht langweiligen Buchhaltungsdaten auch zu Dir sprechen ist eine Auswertung notwendig.

Diese kannst Du mit Excel manuell, oder mit einer Cashflow Management Software erhalten.

In Excel liegt die Aufgabe darin ein Mapping aufzusetzen, also alle in der Buchhaltung relevanten Konten zu identifizieren und dann anschließend den o.g. Liquiditätsvariablen zuzuordnen. Das bedeutet einen größeren initialen Aufwand und die (zwei-) wöchentliche Pflege der Daten.

Alternativ geht das ganze deutlich schneller und auch deutlich weniger fehleranfällig mit einer Liquiditäts- oder Cashflow Management Software. Hier kann man in der Regel einfach den Buchungsstapel als CSV-Datei hochladen, um eine Auswertung zu erhalten.

Ein Tipp zum Schluss: Es gibt auch Cashflow Management Tools, die nur die Bank verknüpfen und Dir eine Cashflow- und Liquiditätsauswertung und -forecast bieten. Da musst Du wirklich vorsichtig sein. Denn, wenn Du Dich an die Liquiditätspositionen oben erinnerst, dann wird hier nur die Bank berücksichtigt. Es sind die noch nicht bezahlten Geschäftsvorfälle und die Steuern, die Dir die wirkliche Liquidität ausgeben.

Fazit

Wenn Du als Unternehmer eine Lösung suchst, ein effizientes Controlling und Steuerungsinstrument zu implementieren, dann bist Du definitiv mit der Liquidität als Kennzahl auf dem richtigen Weg. Es ist die zentrale Kennzahl, um die wesentlichen Prozesse zu monitoren und diese sukzessive anhand der zahlreichen Stellschrauben zu optimieren.

Mithilfe einer guten und aktuellen Datengrundlage sowie Excel oder noch besser einer Software sparst Du Zeit in der Datenaufbereitung und kannst fundierte und nachhaltige Entscheidungen für dein Unternehmen treffen.

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