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Wie wichtig Cashflow und Cashflow Analyse für dein SaaS oder E-Commerce Business ist

Was hat Cashflow mit Liquidität zu tun?

Cashflow wird oftmals sehr theoretisch betrachtet und wird daher bei vielen Unternehmen aus Komplexitätsgründen monatlichen Controlling nicht tiefgehend analysiert.

Auch haben wir noch von keinem Steuerberater gehört, der mit seinen kleinen und mittelständischen Mandanten die Cash Flow Rechnung bespricht.

Dabei ist Cashflow eine extrem relevante Kennzahl, wenn es darum geht sein Unternehmen zu steuern.

Als Unternehmer sollte man genau verstehen, wie Cash, also Geld fließt. Denn hier geht es wiederum um das Kernthema und Kern-KPI eines jeden Unternehmens: die Liquidität.

Wie du also das große Ziel aller Unternehmer, nämlich die Liquidität zu optimieren, mit Cash Flow Management angehst, erfährst du in diesem Artikel.

Cashflow Definition?

Wenn man das Wort Cashflow ins Deutsche übersetzt, stellt man fest, dass es schlicht und einfach Geldfluss bedeutet.

Cash=Geld und Flow=Fluss … ich denke zwar nicht, dass diese Übersetzung notwendig war, aber der guten Vollständigkeit halber habe ich mir die Mühe gemacht 😊

Der Cashflow bzw. Geldfluss stellt die Geldein- und ausgänge während einer bestimmten Periode dar. Die Periode kann bspw. wöchentlich, monatlich oder jährlich sein. Es ist unseres Erachtens jedoch gut und wichtig, seinen Cashflow mindestens monatlich, besser noch wöchentlich zu checken.

Der Cashflow trifft also eine Aussage darüber, inwieweit sich dein Unternehmen aus eigener Kraft finanzieren kann und bietet daher die beste Grundlage für deine Entscheidungen. Hast du beispielsweise einen hohen Cashflow ist es unwahrscheinlicher, dass du in Krisen auf externes Kapital von Banken oder anderen Finanzierungsquellen angewiesen bist.

Von der Cashflow Definition nun zu schematischen Aufbau kommend, kann man den Cashflow In der Regel in drei Segmente unterteilen: den operativen Cashflow, den Cashflow aus Investitionstätigkeit und den Cashflow aus Finanzierungstätigkeit. Doch was verbirgt sich dahinter?

Operativer Cashflow

Der operative Cashflow stellt die liquiden Mittel dar, die durch die Geschäftstätigkeit in einem gewissen Zeitraum erwirtschaftet wurden.

Cashflow aus Investitionstätigkeit

Der Cashflow aus Investitionstätigkeit stellt die Ein- und Auszahlungen dar, die durch Investitionsaktivitäten des Unternehmens in einer bestimmten Periode getätigt wurden

Finanzierungs Cashflow

Der Cashflow aus Finanzierungstätigkeit stellt die Ein- und Auszahlungen dar, die im Zusammenhang mit Finanzierungstätigkeiten stehen. Das können zum einen Ausschüttungen oder Dividenden sein, oder aber auch andere Zahlungsflüsse, die mit dem Eigenkapital zusammenhängen.

Cashflow Berechnung

Für die Cashflow Berechnung muss man zunächst einmal erklären, dass es zwei verschiedene Wege gibt den Cashflow zu berechnen. Es gibt zum einen die direkte Methode und zum anderen die indirekte Methode der Cashflow Berechnung.

Auch wenn die Rechenwege leicht unterschiedlich sind, beziehen sich doch beide Arten insbesondere auf die Daten der Gewinn- und Verlustrechnung. Die Gewinn- und Verlustrechnung resultiert aus deiner täglichen, wöchentlichen oder monatlichen Buchhaltung.

In der Praxis wird die direkte Methode deutlich häufiger verwendet als die indirekte Methode. Eine Ausnahme bilden hier die USA, wo vornehmlich mit der indirekten Methode gerechnet wird. Es gibt zudem in einigen Ländern wie bspw. Australien die Überlegung die direkte Methode verpflichtend zur Cashflow Berechnung heranzuziehen.

Folgend eine Übersicht zum Vergleich der direkten und indirekten Methode:

In der unten stehenden Tabelle findest du eine deutlich ausführlichere Berechnungslogik. Diese möchten wir dir gerne hier zum Download als Excel-Datei anbieten. Feel free sie zu downloaden 😉

Für Cashflow Berechnung notwendige Positionen   Umsatzerlöse– Materialaufwand– Löhne und Gehälter, einschließlich soziale Abgaben– Steuern– erforderliches Betriebskapital= Net Operating Cashflow– Rückzahlung von Fremdmitteln– Zinszahlungen+ erhaltene Rückzahlungen aus Ausleihungen+ erhaltene Zinszahlungen, Dividendenzahlungen= vorläufig verfügbare Mittel für Ausschüttung und Investition – Investitionsauszahlungen+ Verkauf von Gegenständen des Anlagevermögens= Free Cashflow + Aufnahme langfristiger Fremdmittel– Rückkauf von Obligationen–Tilgung von Fremdmitteln+ Ausgabe von Aktien, Obligationen etc.– Dividendenzahlungen= gesamter Cashflow + kurzfristige Verbindlichkeiten– Wertpapiere des Umlaufvermögens, Forderungen an Banken etc.= Cash (Kasse und Bank)

Cashflow Beispiel

Um das bislang Erklärte mit etwas Leben zu füllen und für dich begreiflicher zu machen, möchte ich dir das Konzept des Cashflows gerne mit einem Cashflow Beispiel etwas deutlicher machen.

Online Sneakerstore Beispiel

Das Geschäftsmodell

Nehmen wir einmal an, du hast einen Online-Sneakerstore (als GmbH). Ein spezialisierter, schöner Shop irgendwo im World Wide Web. Dein Business besteht im Wesentlichen darin, die schönsten Sneaker für deine Zielgruppe bei Herstellern zu finden und diese für den Verkauf in deinem Onlineshop einzukaufen. Du machst Gewinne, indem du Sneaker zum Einkaufspreis direkt vom Hersteller beziehst und diese dann zu einem konkurrenzfähigen Preis an deine treue und wachsende Kundschaft verkaufst.

Erlöse und Aufwand

Um es weiter zu vereinfachen, verkaufst du nur ein Modell der Marke Adidas in verschiedenen Farben. Der Einkaufspreis bei Adidas beträgt 35€ und du kannst das Paar Schuhe für 120€ (netto) verkaufen. Der Gesamtumsatz beträgt 150.000€ im Jahr. Es fallen monatliche Gebühren für Ads primär bei Facebook und Google von 1.000€ an, für ein kleines Büro fallen 200€ an und du hast eine Mitarbeiterin, die für 2.500€ Brutto (inkl. Soziale Abgaben) / Monat im Customer Success und bei administrativen Aufgaben hilft. Ohne sie wäre es schon sehr stressig und ihr seid ein eingespieltes Team. Dein eigenes Gehalt beträgt 3.500€ / Monat und als Geschäftsführende Gesellschafterin fallen bei dir keine sozialen Abgaben an.

Sonstige Erlöse und Aufwand

Den Online-Sneakerstore gibt es bereits seit 10 Jahren und bis auf das erste Jahr nach Gründung, konnte das Business immer Gewinne erzielen und somit wurden natürlich auch Steuern fällig.

Um im Gründungsjahr das Aufsetzen des Shops durch eine Agentur und die erste Warenbestellung finanzieren zu können sowie dein Gehalt bei noch niedrigen Umsätzen zahlen zu können, hast du einen KFW-Kredit in Höhe von 100.000€ aufgenommen, den du (hier aus Vereinfachungszwecken) mit 10.000€ jährlich tilgst und eine Zinsbelastung im letzten Jahr von 3%, d.h. 300€ hattest.

Da du noch einen alten Mac und ein Macbook unbenutzt rumstehen hast, entscheidest du die beiden Rechner zu verkaufen und dafür noch ca. 1.000€ zu erhalten.

Am Ende des hier betrachteten Jahres standen noch offene Verbindlichkeiten aus Lieferung und Leistung in Höhe von 650€ aus.

Soweit die Story… lass uns direkt vom Cashflow Beispiel in die Berechnung springen, damit der Text oben verständlicher wird.

Für Cashflow Berechnung notwendige Positionen

Betrag aus Text oben

  Umsatzerlöse150.000EUR– Materialaufwand43.750EUR (1.250 Paar Schuhe x 35EUR Einkaufspreis)– Löhne und Gehälter, einschließlich sozialer Abgaben72.000EUR ( (2.500EUR + 3.500EUR) x  12 Monate )– Steuern5.000EUR (fiktiver Wert)– erforderliches Betriebskapital14.400EUR (Ads und Miete 1.200EUR x 12 Monate)= Net Operating Cashflow14.850EUR– Zinszahlungen300EUR= vorläufig verfügbare Mittel für Ausschüttung und Investition14.550EUR + Verkauf von Gegenständen des Anlagevermögens1.000EUR= Free Cashflow15.550EUR –Tilgung von Fremdmitteln10.000EUR= gesamter Cashflow5.550EUR + kurzfristige Verbindlichkeiten650EUR= Cash (Kasse und Bank)6.200EUR

Klar, das Beispiel ist sehr einfach und bitte verzeih mir die ein oder andere zu starker Vereinfachung. Es dient nur der Veranschaulichung.

Cashflow Analyse

Warum solltest du eine Cashflow Analyse überhaupt machen? Gerne wähle ich hier häufig ein Beispiel, das es eigentlich ganz gut trifft:

Die Cashflow Analyse eines Unternehmens ist in meinen Augen sehr gut mit der Analyse des Blutbildes beim Menschen vergleichbar. Fühlt sich der Mensch schwach und niederschlagen kann das die Folge verschiedener Mängel an bestimmten Nährstoffen sein. Im Rahmen des Blutbildes können Mängel oder Überbestände an Nährstoffen identifiziert werden. Wenn du dann an diesen festgestellten Missständen arbeitest durch Umstellung deiner Gewohnheiten, Supplements oder Medikamente, wirst du sehr wahrscheinlich fitter und gesunder denn je.

Den gleichen Effekt erhältst du mit der Cashflow Analyse für dein Unternehmen. Mängel und Missstände lassen sich durch regelmäßige Analyse schnell identifizieren. Du kannst Maßnahmen einleiten und die Gesundheit deines Unternehmens optimieren. Das schlägt sich dann im Cashflow und der Liquidität nieder, was dir deutlich mehr Möglichkeiten gibt dein Geschäft auszubauen und am Ende des Tages unternehmerisch erfolgreicher zu sein. Es wird fitter und gesünder denn je sein.

Cashflow Kennzahlen?

Auf welche Werte bzw. Cashflow Kennzahlen kommt es denn nun an?

Es gibt eine Reihe von Cashflow Kennzahlen die als Indikation für Verbesserungspotenzial des Cashflows verwendet werden können. Insbesondere sind hier Kennzahlen hilfreich, die analysieren, wie schnell Geld in deinem Unternehmen umschlägt. Klassischerweise kann man hier den Cash Conversion Cycle (CCC), die Days Sales Outstanding (DSO), Days Payables Outstanding (DPO) oder Days Inventory Outstanding (DIO) zu Rate ziehen. Mithilfe dieser Kennzahlen, kannst du als Unternehmer herausfinden, die du die Geldflüsse optimieren kannst und schlussendlich mehr Liquidität zur Verfügung hast. Was genau diese Kennzahlen bedeuten, kannst du in unserem SaaS KPI Wiki nachlesen.

Cashflow Management?

Wenn du beginnst dich mit den o.g. Kennzahlen auseinander zu setzen, wirst du dir sicherlich schnell die Frage stellen, was du tun kannst, um den Cashflow zu verbessern. Das Thema lautet hier Cashflow Management. Mit Cashflow Management hast du die Möglichkeit in den Cashflow / Geldfluss einzugreifen und die die Strömungen positiv für dein Business zu beeinflussen.

Ein gutes Beispiel ist hier der Cash“in“flow. Also der Prozess von der Rechnungsstellung bis zum Zahlungseingang. Hier gibt es verschiedene Stellschrauben, um die Zeit von der Rechnungsstellung bis zum Geldeingang zu verkürzen. Du kannst zum Beispiel versuchen mittels einer Sofortzahlung im Check-Out deines Onlineshops oder beim Verkauf deiner SaaS-Lösung als präferierte Zahlungsart durchzusetzen. Oder du kannst als Berater*in mit in der Regel eher wenigen, dafür aber größeren Rechnungen ein Factoring zu betreiben, um die Risiken abzutreten und im Gegenzug gegen eine kleine Gebühr direkt Cash zu bekommen.

Beim Cash“out“flow kann man Cashflow Management ebenfalls auf verschiedene Arten vornehmen. Zum einen kann man sich die genauen Zahlungsziele anschauen und erst wirklich dann zahlen, wenn die Rechnung auch fällig ist. Zum anderen solltest du aber auch darauf achten, ob dir nicht ggf. ein Skonto gewährt wird. Bei Skonto incentivieren deine Kunden dich etwas früher zu zahlen und damit seine Liquidität zu verbessern. Sofern es sich um einen vernünftigen Skonto-Satz handelt und deine Liquidität es hergibt, ergibt sich hier eine Win-Win Situation.

Fazit

Cashflow ist die wohl am meisten vernachlässigte und dabei wichtigste Stromgröße und Kennzahl im Bereich Finance. Obwohl Cashflow Management vielleicht etwas abstrakt klingt, ist es doch ein sehr gutes Tool um die Gesundheit des Unternehmens zu analysieren und zu optimieren. Fange also schnellstmöglich an, dich mit Cashflow auseinander zu setzen oder hole dir professionelle Hilfe um anzufangen. In jedem Fall war das Lesen dieses Artikels ein gut Anfang 😉

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